Sara Kreuter
30.11.2023
Es kann keinen liebenden Gott geben, wenn es so viel Leid gibt.
Für manche das K.O.-Argument gegen den christlichen Glauben.
Leid + Schmerz + Tod ≠ liebender Gott.
Die Gleichung geht nicht auf. Das passt einfach nicht zusammen.
Aber was, wenn wir falsch liegen?
Was, wenn dieses Knock-Out-Argument gegen den Glauben eigentlich ein starkes Argument für den Glauben ist? Was, wenn niemand so gut mit Leid umgehen kann, wie Christen?
Gucken wir uns das doch mal genauer an.
Das große Problem an der »Es kann keinen Gott geben, wenn es Leid gibt«-These ist die Praxis. In der Praxis wenden sich Leute im Leid nämlich der Religion zu. Tim Keller beobachtet, dass »wenn es ernst wird, die riesengroße Mehrheit der Menschen auf die Angebote der nichtsäkularen Kulturen und Religionen zurückgreift, um mit ihrem Leid fertigzuwerden«. Im Krankenhaus werden die meisten Gebete gesprochen. »Da hilft nur noch beten« – die heimliche Realität im Alltag vieler vermeintlicher Atheisten.
Adorno, einer der bekanntesten Philosophen des letzten Jahrhunderts, hat die berühmte These aufgestellt, dass es nach Auschwitz keinen Gott mehr geben kann (und keine Lyrik und keine Liebe). Er meint: Das Leid, dass durch den Nationalsozialismus verursacht wurde, ist so groß, dass sich die Frage, ob es Gott geben kann, erübrigt: Ein liebender Gott hätte eingegriffen, hätte niemals zugelassen, dass 6 Millionen Juden ermordet werden. Ein KZ-Überlebender jedoch widerspricht Adorno: »Das kann er nur sagen, weil er nicht da war. In Auschwitz hat sich der Glaube vieler Leute vertieft, nicht verloren.«
Warum?
Weil der Atheismus keine Hoffnung für das Jenseits bietet. In einer Welt ohne Gott geht es um das hier und jetzt. Es geht darum, sich selbst zu verwirklichen, aus dieser Welt alles rauszuholen, vor allem: glücklich zu werden!
»Für den Säkularismus ist die materielle Welt alles, was es gibt, und folglich besteht der Sinn des Lebens darin, sich das Leben wählen zu können, das einen am glücklichsten macht« –Tim Keller
Aber was, wenn – wir nicht glücklich sind? Was, wenn uns Leid begegnet? Was, wenn wir unter Depressionen leiden, gegen Krebs kämpfen, eben nicht das Maximale aus unserem Leben rausholen?
Der (zugegeben recht pessimistische) Philosoph Albert Camus hat eingeworfen, die Philosophie müsse vor allem die Frage klären: Warum nicht Suizid begehen!? Was menschenverachtend klingt, ist in seinen Augen die logische Konsequenz unseres Weltbildes: Wenn der Sinn des Lebens ist, glücklich zu werden – dann ist es legitim, aus einem Leben zu flüchten, das einen nicht glücklich machen kann.
Uff.
Kann es sein, dass Leid nicht unbedingt ein Problem für den Glauben ist – sondern viel mehr... für den Atheismus!?
Das Geheimnis unserer Gesellschaft
»Das Leben unserer Vorfahren war viel leidvoller als heute, aber unzählige Tagebücher, Briefe und andere Dokumente zeigen uns, dass sie dieses Leid viel besser bewältigen als wir heute unseres« – Tim Keller
Kann es sein, dass wir in einer Gesellschaft leben, die keine guten Antworten auf die Frage nach dem Leid hat? Das große Geheimnis unserer Zeit lautet, dass wir nur zwei Mechanismen haben, mit Leid umzugehen...
1. Verdrängen
2. Schönreden
… und beide Mechanismen sind, wenn wir ehrlich sind, nicht besonders tragfähig!? Denn Leid ist eine Realität. Und in einer Welt ohne Gott ist Leid einfach Pech. Es gibt weder einen tiefen Sinn noch eine Hoffnung auf ein Happy End. Es gibt keine zweiten Chancen. Es trifft, wen es trifft – und eigentlich ist es nur eine Frage der Zeit, bis es dich trifft oder die Menschen, die du liebst. Ein Leben ohne Hoffnung fürs Jenseits hat auch keine Perspektive fürs Diesseits. Eine Gesellschaft ohne Gott weiß nicht, wohin mit Scheitern, Schmerz und Schrecken.
Sind Verdrängen und Schönreden also das Einzige, was uns bleibt 🙈? Wie können wir Tod und Leid begegnen, wenn uns diese Dinge alles nehmen, was uns lieb ist?
»Ganz offensichtlich nur, indem wir den tiefsten Sinn unseres Lebens an Dingen festmachen, die die Hand des Todes nicht fassen kann.«
Das behauptet zumindest Tim Keller. Klingt glaubwürdig. Und deshalb kommt hier auch der Glaube ins Spiel:
Zum christlichen Glauben gehören drei zentrale Überzeugungen, die uns helfen, Hoffnung im Schmerz zu finden, Trost im Leid, eine Perspektive, die den Umgang zumindest erträglich macht:
1. Wir glauben an einen persönlichen Gott
Wir Christen glauben an einen Gott, der uns wollte. Wie Eltern, die sich entscheiden, ein Kind zu bekommen – obwohl ihnen klar ist, dass dieses Kind Leid erleben wird, einfach aufgrund der Tatsache, dass es existiert –, entschied sich Gott, Menschen zu machen. Unsere Existenz ist kein Zufall. Das bedeutet, dass es nicht egal ist, was mit uns passiert. Es ist nicht egal, wie es uns geht. Das hat Jesus wieder und wieder deutlich gemacht: Er interessiert sich für die Menschen, stellt uns Fragen, heilt, tröstet. Leid ist immer noch schrecklich. Aber nur wenn es kein Zufall ist, dass es uns gibt, wenn wir mehr sind als ein Zellhaufen, der aus Versehen entstanden ist, haben wir eine Grundlage, Leid »unfair« zu finden, unser Leben für »wertvoll« zu halten und uns über Schmerzen zu beklagen.
Übrigens: Genauso wie Eltern Kinder bekommen, obwohl sie wissen, dass es auch sie selbst Schmerzen kosten wird (angefangen mit der Geburt, Schlafmangel und emotionalen Nöten wie z.B. Sorgen um das Wohlergehen des Kindes), bedeutet an Gott zu glauben, zu wissen, dass Gott uns so sehr wollte, dass er Leid in Kauf nahm, um uns zu haben. Gott hat sich nicht nur entschieden, Menschen zu schaffen, obwohl er wusste, dass sie leiden würden. Er hat sich entschieden, Menschen zu schaffen, obwohl er wusste, dass er deswegen leiden würde – dass sein Sohn deswegen sterben würde. So viel sind wir ihm wert!
Ebenso wenig, wie es bloß »Schicksal« ist, dass es uns gibt, ist es »Schicksal«, was mit uns passiert. Unser Leben ist in Gottes Hand. Leid ist mehr als nur »Pech«. Kein Unrecht bleibt ungesehen, kein Leid »sinnlos«. Eines Tages wird unser himmlischer Vater, der Gott und König des Universums, Gerechtigkeit herstellen. Um das möglich zu machen, um uns nicht unserem »Schicksal« zu überlassen, ist sein Sohn Jesus auf die Welt gekommen.
2. Gott bleibt nicht unbeteiligt
Als die Menschheit sich gegen Gott entschied und Leid und Schmerz in die Welt kam, entschied sich Gott, seinen Sohn in eben diese Welt zu schicken. Jesus kam auf die Erde. Er leidet: »Die Qualen meiner Seele bringen mich fast um« (Matthäus 26,38). Er trauert. Christen glauben an einen Gott, der sie verstehen kann, weil er Schmerzen kennt, Trostlosigkeit, Angst.
Mehr noch: Christen glauben an einen Gott, den das Leid der Menschheit so sehr schmerzt, dass er mit uns tauscht. Er wird zum Opfer: »Unsere Krankheit, er hat sie getragen, und unsere Schmerzen, er lud sie auf sich.« (Jesaja 53,4) Jesus stirbt und beseitigt damit die Ursache für alles Leid: Unsere eigene Schuld, unsere Boshaftigkeit. Das Zitat oben geht weiter:
»Man hat ihn durchbohrt wegen unserer Schuld, ihn wegen unserer Sünden gequält. Für unseren Frieden ertrug er den Schmerz, und durch seine Striemen sind wir geheilt«
Gott kommt, um einen Unterschied zu machen. Um Vergebung für Schuld zu ermöglichen. Unsere Rettung, der Zutritt in den Himmel, hängt nicht von Karma ab, auch nicht mehr von unserer Leistung. Leid gibt es immer noch, Schmerz, Tod. Aber Heilung ist möglich – echte, innere Heilung.
3. Wir haben eine Hoffnung über den Tod hinaus
Weil Jesus gestorben ist und die Schuld aus dem Weg geräumt hat, die zwischen Gott und uns steht, haben wir die ultimative Hoffnung auf ein Happy End. Dieses Leben ist nicht alles. Jesus ist von den Toten zurückgekehrt und verspricht: Wie er werden wir auch eines Tages aus dem Toten auferstehen. Wer an ihn glaubt, den erwartet ein Leben in seiner Gegenwart. Auf dieser »neuen Erde« (ein besserer Name für den »Himmel«) wird es »keinen Tod mehr geben und auch keine Traurigkeit, keine Klage, keinen Schmerz. Was früher war, ist für immer vorbei« (Offenbarung 21,4).
Einer unserer tiefsten Sehnsüchte ist, Beziehungen zu Menschen, die wir lieben, nicht zu verlieren. Jesus macht uns genau dieses Versprechen: Ein Leben über den Tod hinaus.
Das ist die Frage aller Fragen.
Natürlich bleiben andere Fragen offen: Warum genau musste Jesus sterben? Warum gibt es überhaupt Leid, hätte Gott das nicht von Anfang an anders machen können? Und warum heilt Gott nicht jetzt, wenn er das doch angeblich kann? Mit diesen Themen beschäftigen wir uns an anderer Stelle!
Hier wollen wir festzuhalten: Der christliche Glaube bietet Antworten auf die Frage nach dem Leid – Antworten, die manchmal sogar besser sind als die Ansätze, die uns unsere säkulare Gesellschaft anbietet.
Was genau du jetzt mit dieser Erkenntnis machst, liegt bei dir! Wir hoffen, dass es dich motiviert, den Glauben nicht einfach abzutun mit dem Schulterzucken: Es kann keinen Gott geben, weil es Leid gibt. Denn das stimmt nicht. Es gibt Leid und es gibt Gott. Und darin liegt Schmerz, aber auch unfassbare Schönheit!
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STEPS Quest ist Teil vom STEPS-Projekt. Bei STEPS gehen wir gemeinsam mit Jugendlichen, die Gott schon kennengelernt haben, nächste Schritte im Glauben.