Was hat dir dein Glaube gebracht?

Weniger Freiheiten, weniger Selbstverwirklichung – und dann bringt das nicht mal was. Wieso tust du dir das an?

Siggi Krauss
16.11.2022

Wieso tue ich mir das an? 

Als Christ in einer religionskritischen Gesellschaft drängen mich manche Kommentare in eine Verteidigungshaltung. Häufig hatte ich den Eindruck, ich müsste mich für meinen Glauben rechtfertigen. »Schau mal, du hast weniger Spaß, weniger Freiheit, weniger Möglichkeiten. 
Wieso tust du dir das an?« 

Im Studium hörte ich »Du solltest deine Skills auf die Karriere auslegen und deine Interessen durchsetzen.« Und ich? Zu wenig Selbstverwirklichung. »Du machst zu wenig aus dir! 
Wieso tust du dir das an?« 

Für den neutralen Beobachter fördern viele christliche Kirchen und Gemeinden schlechte Systeme, in denen durch Zwang und Druck manipuliert wird. 
»Wieso tust du dir das an?« 

Und dann bringt das alles scheinbar nicht mal was, wenn Christen genauso von Naturkatastrophen wie der im Ahrtal, der Klimakrise, der Gaskrise betroffen sind. »Wenn Gott dir nicht mal hilft, weniger zu leiden: 
Wieso tust du dir das an?« 

 

Vielleicht kennst du als skeptischer Leser ähnliche Gedanken über Christen in deinem Umfeld: 
»Ganz abgesehen von dem ganzen Himmel-, Gott-, Jesus-Zeug, was ich eh null verstehe – was bringt dir dein Glaube JETZT?« 

Vielleicht fragst du dich das auch als Christ manchmal. Warum wechseln wir nicht einfach in ein Leben ohne Glaube aber mit mehr Freiheit, mehr Spaß, mehr Möglichkeiten, mehr Selbstverwirklichung, weniger Zwang und Druck? 

 

Unabhängig davon, ob es stimmt, dass ich wirklich weniger Spaß und Freiheit, etc. habe oder nicht ... ich will mit dir einige persönliche Punkte durchgehen, die dir zeigen können, was mir der Glaube jetzt bringt.  

 

1. Ich finde hilfreiche Antworten auf meine Fragen 

 

Wo komme ich als Mensch her? Wo gehe ich hin? Bin ich geliebt? Warum gibt es Leid? Warum gibt es überhaupt etwas? Warum darf ich hoffen? Was passiert nach dem Tod? Was gibt mir Sinn und Erfüllung? – Das sind Fragen, die mich tief bewegen. Und an denen ich auch häufig zu knacken hatte. Natürlich kann ich nicht jede Frage perfekt beantworten. Aber ich finde, es gibt sinnvolle Ansätze, die mir helfen, diese Fragen zufriedenstellend zu beantworten, ohne meinen Verstand komplett auszuschalten. 

 

2. Ich erlebe Gemeinschaft, die mich herausfordert und wachsen lässt 

Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass eine Gesellschaft leidet, in der viele Menschen einsam sind. Davon wäre ich ohne meinen Glauben noch stärker betroffen: Ich bin eher introvertiert. 🤷 Kontakte zu unterschiedlichen Personen zu pflegen und gute Gespräche sind nicht meine Stärke. Aber mein Glaube bringt mich durch die Gemeinde (Kirche) in Kontakt zu anderen Menschen. Hier finde ich Heimat und lerne, wie extrem gut mir Gemeinschaft tut. Ich lerne unterschiedliche christliche Gruppen kennen. Aus unterschiedlichen Schichten der Gesellschaft, immer auf Augenhöhe. Mich begeistert diese Einheit, gerade wenn man Christsein global und international entdeckt (Galater 3,28). Ich bin ein winziger Teil einer weltweiten Gemeinschaft, mit Maßstäben, die mich echt begeistern. Und ja: Die Kirche scheitert an diesen Maßstäben, weil die Menschen in ihr nicht perfekt sind. Aber eine Gemeinschaft quer durch alle Klassen, Ethnien und Geschlechter mit dem Kernwert ›Nächstenliebe‹ beeindruckt mich wirklich sehr! 

 

3. Ich muss mich selbst nicht zu wichtig nehmen 

Weil ich als Mensch in Gemeinschaft zu anderen leben soll, hilft mir das, mich selbst nicht zu wichtig zu nehmen. Das tut gut in einer Welt, die auf mich immer narzisstischer, egoistischer und damit echt brüchig und verletzlich wirkt. Ich muss nicht in jeder Lage meine Interessen durchboxen, sondern vertraue, dass Jesus selbst durch offensichtliche Nachteile noch Dinge zum Guten wendet (Römer 8,28). Ich muss auch nicht alles in diesem Leben erreichen. Das setzt mich weniger unter Druck. 

»YOLO ist Schnee von gestern, weil ich von Ewigkeit überzeugt bin.«

Meine Identität hängt auch nicht an meiner Leistung, sondern hängt von Jesus ab, von der wichtigsten Person im Universum. Ich bin weniger auf Anerkennung angewiesen. Ich darf mit Fehlern offen umgehen, ohne das Gesicht zu verlieren. Beleidigungen zu kassieren fällt mir leichter. Mit Worten kontern fällt mir schwerer. 

 

4. Ich gehe stabil und vertrauensvoll durchs Leben  

Das hilft mir, gelassen und mit Vertrauen durchs Leben zu gehen, selbst wenn Schicksalsschläge kommen. Der Glaube gibt mir also Resilienz. Ich werde bei Krisen nicht unruhig, weil ich die Themen für mich in Perspektive setze. Durch Jesus spüre ich selbst im Leid einen kleinen Schimmer von Hoffnung und Trost.  

 

5. Ich liebe Menschen  

Ich liebe Menschen. Ich liebe Menschen, die aus einer anderen gesellschaftlichen Schicht sind. Mächtige oder schwache. Stolze und arrogante Menschen – Menschen, die es meiner Meinung nicht verdient haben. Ich liebe Menschen mit anderer Hautfarbe und aus anderen Kulturen und Nationen. Ich liebe Menschen aus meiner Kultur. Ich liebe Menschen mit anderer geschlechtlicher Orientierung. Ich liebe alte Menschen und junge Menschen. Kranke Menschen. Menschen, die mir Böses wollen. Ich liebe Bettler. Ich liebe Menschen, die mich vielleicht betrügen wollen. Ich liebe Menschen, die sich prostituieren müssen. Ich liebe Linksradikale und Nazis. Ich liebe Menschen, die mir Unrecht angetan haben oder mich beleidigt haben. Durch den Glauben habe ich Kraft, ihnen zu vergeben. Der Glaube motiviert mich dazu, jeder Person, die ich treffe, mit Demut entgegenzutreten und ihre Würde durch die Ebenbildlichkeit Gottes in ihnen zu sehen. 

 

6. Ich gehe mutiger durchs Leben

Für Vergebung, offenen Umgang mit Fehlern und Liebe zu anderen Menschen brauche ich Mut. Mut, der in meiner Persönlichkeit irgendwie nicht sooo angelegt ist. Situationen, vor denen ich mit Respekt und Angst stehe, kann ich aber im Vertrauen auf Gott mutig angehen. 

 

Fazit 

Es mag sein, dass du diese Dinge auch gut findest – und eigene Antworten abseits von Religion für dich gefunden hast oder dir das von deinem Charaktertyp her alles zufällt. Bei mir war es nicht so. Alle diese Punkte wurden durch den Glauben an Jesus hervorgebracht oder verstärkt. Für mich ist Glaube also nicht nur ein Vertrösten auf einen fernen Himmel, sondern es bedeutet jetzt zu leben – und zwar anders

 

Falls du den Artikel ansprechend oder kritikwürdig fandest, kannst du dich gerne über unseren Insta-Account bei uns melden oder über WhatsApp. Lass uns fair und auf Augenhöhe im Austausch sein. Bock auf einen zweiten Teil? Kommt bald✌️!

Komm mit uns in Kontakt

Wir sind per WhatsApp für dich erreichbar:

Oder per Mail:

Steps Quest Logo

STEPS Quest ist Teil vom STEPS-Projekt. Bei STEPS gehen wir gemeinsam mit Jugendlichen, die Gott schon kennengelernt haben, nächste Schritte im Glauben.