Wenn du glaubst, dass Gott Wunder tun kann: Warum heilt er dich nicht?

Haben wir ein Recht auf Gesundheit? Und was für Gründe hat Gott, Krankheiten, Amputationen und Behinderungen zuzulassen?

Siggi Krauss
17.01.2023

Tausende von deinen Zellen sterben und werden komplett korrekt wiederhergestellt, während du das hier liest.  

 

Und obwohl so viele Zellen Tag für Tag neu werden, altern wir. Wir alle. Unausweichlich. Das ist eigentlich traurig, aber für uns irgendwie normal. Und während wir altern, sind Millionen Menschen irgendwo auf der Welt krank oder leiden unter etwas, wofür sie wahrscheinlich nichts können. Die Welt, in der wir leben, erscheint grausam. Ungerecht. Darunter leiden wir.  

 

Freunde lutschen Fentanyl-Pflaster. Weil der Schmerz so unerträglich ist. Und ich? Ich schreibe über einen Gott, der Wunder tun kann, aber Amputierten und Schwerstbehinderten offenbar nie hilft. Und ich glaube weiter an ihn. Da sind zweifelnde Nachfragen gerechtfertigt und verständlich. 🤝  

 

Natürlich frage ich mich aber trotzdem, weshalb Gott überhaupt unsere Zellen altern lässt, bzw. warum Gendefekte und Kopierfehler in den Zellen in der Schöpfung vorgesehen sind. Oder weshalb Gott das Leid nicht generell beendet?  

 

Wenn wir uns fragen, warum Gott nicht mehr Wunder tut, nehmen wir diese Dinge automatisch auch an: 

 

  1. Krank ist nicht unser »Normal«: Irgendwie wissen wir das. Aber das Wunder des täglich funktionierenden Lebens ist so normal für uns, dass nur eine Heilung, bei der sich der Körper selbst und ohne Einwirkung eines Arztes plötzlich wiederherstellt, für uns »ein echtes Wunder« ist.
  2. Falls es Gott (vielleicht nennst du ihn Schicksal) gibt, soll er uns am besten so behandeln wie den Durchschnitt. In Deutschland wäre das: Wir sind meistens gesund und leben 83-88 Jahre. Mit diesem Gedanken verkraften wir auch kurze Krankheitsphasen. Wir akzeptieren eher, dass im Alter nicht mehr alles so gut zusammenlaufen muss wie in jungen Jahren. Aber: Wenn es uns zu früh zu schlecht geht, rebellieren wir. Finden das ungerecht.

 

Haben wir ein Recht auf Gesundheit? 

 

Es bleibt für uns unverständlich, weshalb Gott wenige heilt und so viele nicht. Haben wir nicht ein Recht auf Gesundheit und ein langes Leben, wenn es diesen »guten Gott« geben sollte?  

Christen glauben, dass Gott auf einer neuen Erde (im Himmel) einmal genau das tun wird. Solange wir noch auf dieser Erde leben, ist das nicht so. Gendefekte, Erbkrankheiten oder Unfälle gehören zu einer kaputten Schöpfung. Hier hält Gott bewusst etwas von seinem Charakter zurück. Das gilt übrigens nicht nur für die heutige Zeit, sondern für die gesamte Menschheitsgeschichte und auch für die »Heiligen« der Bibel usw. Wunder sind auch dort immer nur die Ausnahme. In den ersten 2500 Jahren der biblischen Geschichte wird über kein einziges Wunder berichtet.  

In der Bibel gibt es verschiedene Erklärungen, warum Menschen nicht geheilt werden: 

 

  1. Manche haben vielleicht zu wenig Glauben
  2. Manche Veränderung kann nur durch Fasten bewirkt werden
  3. Manchmal gibt es Dinge in unserem Leben, die wir nicht vor Gott zugegeben haben
  4. Manchmal fragen wir Gott einfach auch nicht bzw. zu selten um eine Veränderung
  5. Und manchmal – oft sogar – da heilt Gott einfach nicht

 

Wir dürfen aufgrund von diesen fünf Punkten auf keinen Fall kranke Menschen hier einsortieren, sondern können einfach feststellen, dass Gott aus verschiedenen Gründen nicht heilt. Und erstaunlich oft ist es der letzte Punkt, der zutrifft.  

 

Paulus zum Beispiel, ein Gemeindegründer in der ersten Kirche, hatte selbst vermutlich einen körperlichen Nachteil, den Gott nicht heilte (2. Korinther 12,7-10), obwohl er ab und zu auch schon krasse Heilungswunder mit Gott erlebt hat (Apostelgeschichte 14,8-10; 19,11-12). Paulus ließ seinen Mitarbeiter Trophimus krank zurück (2. Timotheus 4,20). Auch andere Mitarbeiter von ihm waren chronisch krank. 

 

Der christliche Gott garantiert uns keine Gesundheit und kein langes Leben. Er setzt jahrzehntelange Krankheitsgeschichten ein, um durch sie etwas zu zeigen. Um uns wachsen zu lassen. Uns zu ihm zu ziehen. Uns etwas von sich zu zeigen.

 

Ist das unerträglich? Ist das ungerecht? 

 

Wir dürfen es so empfinden. Wir dürfen es ihm entgegen schreien. Das hält dieser Gott aus. 

 

Und trotzdem: Manchmal heilt Gott nicht, aber das bedeutet nicht, dass er nicht »handelt«. Es bedeutet nicht, dass Gott still bleibt. 

 

Wenn Gott nicht heilt, was ist seine Antwort? 

 

Wenn Gott nicht immer heilt, wie geht Gott denn dann mit Krankheit und Not um?  

Gott identifiziert sich immer mit denen, die leiden. Während ein Wunder also die Ausnahme ist, ist das “Mit”-Leiden der Standard bei Jesus: Er kennt den Schmerz, das Verlassenwerden und die Krankheit. Er durchlebte alles, was wir als Menschen kennen. 

»Der einzige wahre Heiler, ist der verwundete Heiler.«  
– Henri Nouwen 

Jesus leidet mit dir. Er weint über den Tod (Johannes 11,35). Er identifiziert sich mit dir. Immer wenn du leidest. Auch wenn du nicht gesund wirst. Die Autorin und Künstlerin Joni Eareckson Tada, die seit 1967 im Rollstuhl sitzt, sagte: 

 

»Gott kann dein Leiden beseitigen, und das wäre ein großer Grund zum Lob. Aber wenn nicht, wird er es benutzen, er wird alles benutzen, was seiner Gemeinschaft mit dir im Wege steht. Lass dich also von Gott formen und gestalten. Das ist die tiefere Heilung« (Grace to You).  

 

Manche Menschen, die sehr gläubig sind, entdecken also in ihrer Krankheit Gott auf eine ganz andere Weise. Gott nutzt die Krankheit, um Anderen, die in so einer Situation stecken, wieder Perspektive und Hoffnung zu geben. 

Das kommt dir vielleicht wie Hohn vor in deiner Situation, weil du das nicht so sehen kannst. Das ist auch okay. Es sind nur ein paar Gedanken dazu, wie Menschen mit Gott ihrem Leid begegnen und welche Erfahrungen sie machen. Ich hoffe nicht, dass dich das unter Druck setzt. 

 

Das größere Wunder 

 

Zum Schluss möchte ich dir von Manuel, 40, erzählen, den ich 2020 einen Monat vor seinem Tod im Hospiz besuchen durfte. Er ist der Mann mit der heftigsten Leidensgeschichte, die ich kenne. Er lag über 10 Jahre in 40 verschiedenen Krankenhäusern und wurde insgesamt 250x stationär aufgenommen. Irgendwann sagte er mir »Zwei Jahre lang hat mich keine Person außer meinen Eltern gefragt, wie es mir wirklich geht.« 

Warum ist er nicht gescheitert am Glauben an einen »heilenden Wundergott«? Das habe ich ihn gefragt. Er sagte mir, dass sonst nichts ihm in seinem Leid eine Perspektive gibt. Er freute sich darauf, von seinen Schmerzen erlöst zu werden. Und er erzählte, wie viele unzählige Wunder er erlebte und wie viel Menschen er durch seine Geschichte eine Hilfe war. So sah er Gott in seiner Story, obwohl er unheilbar krank war. Du kannst sie hier im Interview hören. Falls du gerade krank bist, kannst du seine besondere Form der Bibel hier bestellen. Ehrlich gesagt: Ich weiß nicht, was das größere Wunder ist: Wenn Manuel gesund geworden wäre oder dass er in seiner Not, Hoffnung und Glauben und Liebe leben konnte. 

 

Ich selbst darf kaum noch Sport machen, habe chronische Schmerzen im Knie und in den Armen, häufig Magenkrämpfe und einige Unverträglichkeiten. Ich will da gerne raus, erfahre aber keine Heilung und auch nicht immer Hilfe von Ärzten. Ich lebe in einer Welt, die kaputt ist. Ich glaube an eine kommende Welt, die ganz ist. Kein Leid. Kein Schmerz. Kein Tod. Das ist das Ende der Geschichte. Das ist die Perspektive an Gottes Seite.  

 

Ich will dich einladen, mit dieser Perspektive auf die Welt zu schauen. In den letzten 10-15 Minuten sind 1,5-2 Milliarden deiner Zellen abgestorben und perfekt ersetzt worden (de.globometer.com/koerper-zellen.php). Vielleicht kannst du das auch als kleines Wunder sehen. ✌️ 

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